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Bericht vom 23. Konvent der Evangelischen Zehntgemeinschaft in Jerichow

Vom 11. bis 13. November 2021 hat in Jerichow der 23. Konvent der Evangelischen Zehntgemeinschaft stattgefunden. 31 Personen haben teilgenommen, vier weitere mussten leider kurzfristig absagen. Zum ersten Mal haben wir uns nicht im evangelischen Gemeindehaus getroffen, wo der Platz immer recht beengt ist. Die Stadt Jerichow hat uns das Bürgerhaus – kostenfrei! – zur Verfügung gestellt, wo wir angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie genügend Abstand halten konnten. Aus Sicherheitsgründen war die Teilnahme nur für Geimpfte und Genesene möglich, was sich bei steigenden Inzidenzwerten bewährt hat.

Am Donnerstag, 11. November, wurde bereits in der Vorstellungsrunde nach dem Kaffeetrinken ein Generationswechsel in der EZG deutlich. Einige Ältere sind inzwischen aus Altersgründen ausgeschieden. Einige, die in den letzten Jahren neu hinzugekommen sind, waren zum ersten Mal bei einem Konvent dabei. In den drei Tagen sind wir uns nähergekommen und zu einer guten Gemeinschaft zusammengewachsen. Vorgestellt hat sich auch Rebekka Prozell, die seit April 2020 Pfarrerin im Pfarrbereich Jerichow mit 18 Kirchengebäuden und 750 Gemeindegliedern ist.

In den Arbeitsgruppen stand der Austausch über die Erfahrungen während der Gastdienste in diesem Jahr im Mittelpunkt. Die Einschränkungen durch Corona waren deutlich weniger zu spüren als im vergangenen Jahr. Der Präsenzdienst konnte über weite Strecken nur durch eine Person aufrechterhalten werden. Hier ist es dringend nötig, dass wir neue Kräfte hinzugewinnen.

Am Abend berichtete Hermann de Boer ausführlich über die Entwicklungen in der EZG im Jahr 2021. 39 Gastdienste haben stattgefunden, davon 23 in der Ev. Kirche Mitteldeutschland, 13 in der Ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und drei im Sprengel Mecklenburg der Nordkirche. 35 Mitglieder der EZG haben diese Dienste geleistet. Zugenommen haben Nachfragen aus Kirchenkreisen, in denen Pfarrstellen seit längerer Zeit vakant sind. Aktuell hat die EZG 61 Mitglieder, von denen allerdings nicht mehr alle auch tatsächlich Gastdienste übernehmen. Um allen Nachfragen aus den Gemeinden gerecht werden zu können, braucht die EZG eindeutig mehr Mitglieder.

Superintendent Kleemann aus Stendal gab in seinem Bericht einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der EKM und in seinem Kirchenkreis. In der Landeskirche wird die Zahl der Regionalbischöfe von bisher fünf auf künftig zwei reduziert werden. Alle Kirchenkreise werden auf ihre Zukunftsfähigkeit hin überprüft anhand der Kriterien Größe der Fläche, Gemeindegliederzahl und Zahl der Pfarrstellen. Mit Beginn des neuen Jahres wird die Stiftung Kloster Jerichow, die in eine wirtschaftliche Schieflage geraten ist, in die Kulturstiftung des Landes Sachsen-Anhalt überführt.

Am Freitag, 12. November, stand ein Ausflug nach Magdeburg auf dem Programm. Im Kulturhistorischen Museum gab es eine Führung durch die Sonderausstellung „Mit Bibel und Spaten. 900 Jahre Prämonstratenser-Orden“. Sie war insofern von besonderem Interesse als auch das Kloster Jerichow von den Prämonstratensern gegründet wurde. Im „Roncalli-Haus“, einer Tagungsstätte der kath. Kirche, genossen alle ein hervorragendes Mittagessen. Am Nachmittag erkundeten die Teilnehmer/innen gruppenweise die Innenstadt und den Dom von Magdeburg.

Am Abend wurde in kleinen Gruppen über das „Leben mit und nach Corona“ diskutiert. Dabei spielten persönliche Erfahrungen genauso eine Rolle wie die Auswirkungen auf das kirchliche Leben. Es war sicher gut, in einem geschützten Raum offen über eigene Ängste, Wahrnehmungen und mutmachende Erlebnisse reden zu können.

Am Samstag, 13. November, war als Referent Dr. Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus, eingeladen. Er stellte die wechselvolle Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland dar, das seit 1700 Jahren belegt ist und in diesem Jahr mit einem Festjahr begangen wird. Eindringlich warnte Dr. Schneiß vor den Auswirkungen eines wachsenden Antisemitismus in Deutschland, der längst in der Mitte der Gesellschaft tief verwurzelt ist. Er plädierte dafür, das Gespräch mit Jüdinnen und Juden in der eigenen Umgebung zu suchen, um zu erfahren, wie sie sich in unserem Land fühlen. Als positives Beispiel nannte Dr. Schneiß den Tag der deutschen Einheit am 3.10.2021 in Halle/Saale, an dem nicht nur über die Bundesländer, sondern auch über das jüdische Leben in Deutschland informiert wurde.

Im nächsten Jahr soll es einen zweiten Versuch geben, den Konvent einmal an einem anderen Ort stattfinden zu lassen. Geplant ist, dass der 24. Konvent der EZG vom 20. bis 22. Oktober 2022 in Neudietendorf in der Nähe von Erfurt stattfinden soll.

Hermann de Boer